Erinnerung und Auftrag

Am 27. Januar hatte ich die Gelegenheit, einer Gedenkstunde der Stadt für die Opfer des Nationalsozialismus beizuwohnen. In den Reden im alten Rathaussaal wurde daran erinnert, dass der lange Arm des nationalsozialistischen Unrechtsstaates bis nach Heidelberg reichte und hier wie in ganz Deutschland auch auf bereitwillige Unterstützer und schweigende Opportunisten traf.
 
Einer der Tiefpunkte aus dieser Zeit ist die Deportation der Heidelberger Juden in das südfranzösische Lager Gurs. Im Rahmen einer planmäßigen Deportation wurden badische, pfälzische und saarländische Juden aus dem Deutschen Reich von den nationalsozialistischen Behörden verschleppt. Aus Heidelberg waren es 280 jüdische Väter, Mütter und Kinder. Schon dort erwartete sie ein brutales Schicksal, später rollten von Gurs Züge in das Vernichtungslager Ausschwitz.
 
Diese Schande für unsere Stadt können wir nicht rückgängig machen. Aber wir können dazu beitragen, die Erinnerung daran aufrechtzuerhalten. Dies sind wir nicht nur den Opfern, sondern auch den Überlebenden schuldig, denen wir so mit der Verarbeitung des Erlebten zur Seite stehen. Nicht zuletzt ist es ein wichtiges Zeichen deutsch-französischer Aussöhnung und Freundschaft, da nach Gurs auch französische Widerstandskämpfer deportiert worden sind. 
 
Die AFD möchte diesen Teil regionaler Erinnerungsarbeit einstellen, da er ihrem Verständnis nach einen Schatten auf Identität und Außenwahrnehmung Deutschlands wirft. Wer so redet, hat von der Geschichte und Wahrnehmung Deutschlands wenig verstanden. Es handelt sich um einen Teil der deutschen Geschichte, den man schlicht nicht wegdiskutieren, relativieren oder ausblenden kann und darf. Vielmehr wird er ohnehin immer Gegenstand der Wahrnehmung Deutschlands in anderen Ländern bleiben. Die Frage ist allein, wie wir damit umgehen. Ganz im Gegensatz zum völlig verqueren Verständnis der AFD ist es hierbei so, dass Deutschland Vergebung, Anerkennung und Respekt dafür erfährt, dass es sich seiner Geschichte so offen und umfassend stellt. 
 
Das fortzuführen und weiterzugeben ist unser Auftrag.
 
In seiner Rede zur Gedenkstunde hat der OB dazu auch ein leidenschaftliches Plädoyer für unsere politische Kultur gehalten. Dem möchte ich mich anschließen und alle politischen Kräfte an ihre demokratische Verantwortung erinnern. Gerade beim Thema Flüchtlingspolitik werden wir von politischen Akteuren wie der AFD oder Waseem Butt oft in einem Maße unsachlich angegangen, das einfach unverschämt ist.
 
Ihr Stadtrat
Alfred Jakob
Gelesen 5265 mal Letzte Änderung am 09.02.2017